Die Schatten einer düsteren Realität trüben den Jubel noch nicht: Bayerns Grünen-Spitze im Siegestaumel.
Die Schatten einer düsteren Realität trüben den Jubel noch nicht: Bayerns Grünen-Spitze im Siegestaumel.

Der tönerne Triumph
CSU rasiert, SPD zerstört, die Grünen jubeln – doch wie nachhaltig ist ihr Erfolg?
 von Hans Heckel

Deutschland staunt über die Lawine von München. Doch womöglich war der Wahlabend nur ein Vorgeschmack auf viel Größeres.

Im Vorfeld der Bayern-Wahl waren sich Wahlforscher und Politikanalysten einig: Die Nachricht des Abends werde der schlimmste Einbruch in der Geschichte der CSU sein. Tatsächlich wurde dieser Einbruch überlagert von einer historisch noch bedeutenderen Erschütterung: dem völligen Zusammenbruch der SPD als Volkspartei.

Mit immerhin vier Punkten mehr als bei den schlechtesten Umfragen haben die Wähler den Christsozialen noch eine Gnadenfrist gewährt. Dank der starken und pragmatischen Freien Wähler kann die CSU eine „Bayern-Koalition“ anführen. Hier könnten die Christsozialen wieder Profil gewinnen, vorausgesetzt, sie lassen sich vom medial befeuerten Sog Richtung grüner Positionen nicht verführen, wie es die SPD tat und wie es die Merkel-CDU längst nachmacht.

Das Schicksal der bayerischen Sozialdemokraten ist ein Warnsig­nal, das für die übrige SPD allerdings schon zu spät kommen dürfte. Seit Jahrzehnten tut sich in der Partei eine immer breitere Kluft zwischen der Partei-Elite und dem „kleinen Mann“ auf.

Die „Großkopferten“ wollten sein wie die Grünen und haben die „Kleinen“ darüber vergessen oder mit Phrasen von „Gerechtigkeit“ abgespeist. Mittlerweile weiß die SPD nicht mehr, wer sie ist, was sie will. Die meisten Wähler sind nun zu den Grünen gewechselt, die „kleinen Leute“ eher zur AfD.

Der Erfolg der Grünen beruht vor allem auf dem Wohlstand und der sozialen Sicherheit ihrer Wählerschaft. Von dem sich verdüsternden Alltag vieler Deutscher ist der typische Grünen-Wähler räumlich wie materiell weitgehend geschützt. Sein Blick auf Phänomene wie die brisanten Folgen der Masseneinwanderung ist von Medien geprägt, die ihrerseits von wohlstandsgrün imprägnierten Journalisten dominiert werden.

Damit ist aber auch das tönerne Fundament des grünen Triumphzugs lokalisiert: Es ist die Illusion eines nahezu unerschöpflichen Reichtums in Deutschland, die jedes Nachdenken über „Obergrenzen“ und ähnliches nur als unmoralische Kälte oder Rassismus erkennen lässt.

Dieser „Reichtum“ aber basiert auf einer andauernden Manipulation ökonomischer Grunddaten seit der „Finanzkrise“ vor zehn Jahren. Wie das Schicksal des Ostblocks jedoch lehrt, bricht solch eine Manipulation der wahren Verhältnisse irgendwann in sich zusammen. Je länger die Schönfärberei von Pleitebanken, einer gescheiterten Währung oder bankrotter Staaten dauert, desto tiefer wird anschließend der Fall.

Dann platzt der Traum der wohlstandsgrünen Wählerschaft mit dem Aufprall auf der harten Realität. Danach könnte sich die Neusortierung der Parteienlandschaft, wie wir sie bislang erlebt haben, als lauer Vorgeschmack einer erst dann eintretenden epochalen Umwälzung erweisen.
 

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt Ausgabe 42/18, 19.10.2018